Myasthenia gravis ist eine schwere Muskelschwäche, die es nicht nur beim Menschen gibt, sondern auch bei Hunden…..
Heute möchte ich euch einmal nicht über Agility oder Obedience berichten, sondern über diese sehr seltene Krankeheit, Myasthenia gravis.
Der Grund dafür ist, dass mein Hund Hermes, Border Collie, 8 Jahre alt, an dieser Krankheit erkrankt ist.
Es begann alles im letzten Herbst 2010, bei einem Agility Seminar.
Nach einigen Parcourrunden verließen wir den Platz und ich bemerkte plötzlich, dass Hermes ziemlich zu schwanken begann, plötzlich ersteiften seine Hinterbeine und er lag nur mehr so da. Mit Hilfe meiner Agilityfreunden, kühlten wir ihm die Beine, seinen Bauch und seine Brust. Antonia hatte Magnesium Tabletten dabei, die wir ihm sofort gaben. Hermes erholte sich aber recht schnell und war nach 20 Minuten wieder fit, deshalb dachte ich mir nicht sehr viel dabei.
Über den Winter hinweg, ergab sich kein Rückfall, doch diesen Frühjahr 2011, als es immer wärmer wurde, ermüdete Hermes recht schnell beim Training, er machte aber keine Anzeichen, dass er gleich umkippen würde. Ich war der Meinung, dass ihm die Kondition fehlen würde und er mit der Wärme nicht so gut zurecht kam.
Doch es wurde nicht besser, trotz Konditionstraining und Magnesiumkur. Bis ich im Juli nun endlich eine Blutprobe entnehmen ließ. Als ich meiner Tierärztin den Grund für die Blutprobe erklärte und ihr die Symptome von Hermes erklärte, wurde sie stutzig und ließ ihn auf die Krankheit Myasthenia gravis testen. Ich muß ein großes Lob auf meine Tierärztin aussprechen, denn auf den Gedanken zu kommen, dass ein Hund an dieser Krankheit leidet, ist eine große Leistung! Die Symptome für diese Krankheit sind sehr unterschiedlich und da sie so selten vorkommt, denkt man nicht daran, dass er Myasthenia gravis haben könnte.
Zum Glück haben wir es in einem sehr frühen Stadium erkannt und mit Hilfe der Medikamente (Mestinon, deren Wirkstoff ist piridostigmina) geht es Hermes schon viel besser. Er ist wieder viel lebendiger, freudiger und läuft wieder wie ein verrückter Border
Wir dürfen weiterhin Agility machen, aber nicht übertreiben. Natürlich muß ich ihn immer sehr gut beobachten, da die Dosierung der Medikamente sehr schwierig ist.
Damit ihr genau versteht, was Myasthenia gravis ist, gibt es hierzu die Erklärung:
Diese deutsch auch schwere Muskelschwäche genannte Erkrankung wird zu den Autoimmunerkrankungen gezählt, da ihre Ursache eine fehlgesteuerte Reaktion des Immunsystems ist. Gekennzeichnet ist die Myasthenie durch eine abnorme Ermüdbarkeit der Muskulatur. Die Symptome sind belastungsabhängig und schmerzlos.
Im gesunden Körper wird an der Kontaktstelle zwischen Nerv und Muskel, den so genannten Endplatten, der Botenstoff Acetylcholin ausgeschüttet. Dieser wird von den Rezeptoren der motorischen Endplatte der quergestreiften Muskulatur aufgenommen und so das Aktionspotential weitergeleitet, das dazu führt, dass Muskeln kontrahieren, sich zusammenziehen. Im Verlauf der Erkrankung kommt es zu einer Reduktion der Acetylcholin-Rezeptoren, die Struktur der motorischen Endplatten wird verändert.
Bei der Myasthenia gravis binden sich fehlgesteuerte Antikörper an die Rezeptoren der quergestreiften Muskulatur, das Acetylcholin kann daher nicht aufgenommen werden und den Muskeln fehlen wichtige Informationen / elektrische Impulse.
Die Myasthenia gravis ist sowohl beim Menschen, wie auch beim Hund, der Ziege und anderen Tieren wie Katzen bekannt. Es ist eine eher seltene Erkrankung, der erste beim Hund beschriebene Fall geht auf das Jahr 1961 zurück. Der Verlauf gestaltet sich meist sehr individuell, von Verbesserung, Phasen des Stillstands (Remission) bis hin zu Verschlechterung ist alles möglich. Dementsprechend schwierig bis unmöglich ist es, Prognosen über den Verlauf beim jeweiligen Betroffenen abzugeben.
Bei Hunden werden eine angeborene Form der Myasthenie und eine erworbene unterschieden. Die angeborene (kongenitale) Myasthenie ist recht selten, sie tritt gehäuft bei Jack-Russel- und Fox-Terrieren auf, aber auch beim Springer Spaniel. Meist treten erste Krankheitszeichen schon in der 6. bis 8. Lebenswoche auf.
Die erworbene Form findet sich häufiger bei Deutschen Schäferhunden, Labrador Retrievern und Golden Retrievern. Als Auslöser vermutet man neben einem mulitfaktoriellen Geschehen eine genetische Prädisposition sowie Thymome (Tumore des Thymus, einem Organ des Lymphsystems, der Thymus ist bei Säugetieren im Mittelfell zu finden, beim Menschen oberhalb des Herzens, etwa hinter dem Brustbein). Die Erkrankung findet sich häufiger bei jüngeren Hunden (erstes bis viertes Lebensjahr) und älteren Vierbeinern (ab dem 9. Lebensjahr).
Krankheitszeichen sind meist lokale Muskelstörungen, bei einer Vielzahl von Fällen (etwa 80 %) ist vor allem die Speiseröhre betroffen. Es entwickelt sich in der Folge ein Megaösophagus (Aufweitung der Speiseröhre), welcher häufig zum Wiederhochkommen von (unverdauten) Speisen führt (Regurgitieren), da die Nahrung den Magen gar nicht oder nur in Teilen erreicht. Eine ganz große Gefahr bei einem bestehenden Megaösophagus ist die Aspirationspneumonie, also eine Lungenentzündung, hervorgerufen durch starke Entzündungsreaktionen auf eingeatmete Nahrungsbestandteile.
Recht häufig sind auch Störungen des Lidschlussreflexes (vermindert, schnell ermüdbar).
Die Erkrankung Myasthenia gravis reagiert auf eine Vielzahl von Lebensumständen, sehr heftige Reaktionen treten meist auf, wenn das Immunsystem direkt betroffen ist, beispielsweise durch einen Infekt oder Stress angeregt wird. Einfluss kann aber auch die Wetterlage und die individuelle psychische Verfassung nehmen.
Myasthenia gravis ist nicht heilbar, es können lediglich die Symptome behandelt werden, unter anderem durch den Einsatz von Immunsuppressiva.
Nun möchte ich mich noch ganz herzlich bei meiner Tierärztin Gudi Mayr bedanken!!